Liebe Leserinnen und Leser,
sind Sie manchmal von der Intensität Ihrer Emotionen überwältigt und haben das Gefühl, es dringen so viele Eindrücke auf Sie ein, dass sie diese nicht mehr filtern bzw. sich vor ihnen schützen können? Können Sie die Gedanken, Gefühle und Stimmungen anderer Menschen erspüren und reagieren Sie stark auf Ungerechtigkeiten? Fühlen Sie sich oft anders als die Mehrzahl der Menschen; empfindlicher, tiefgründiger, weniger belastbar, sehr geräusch- und/oder lichtempfindlich? Benötigen Sie viel Ruhe und Rückzug?
Wenn Sie die Mehrzahl dieser Fragen mit „ja“ beantworten können, kann es sein, dass Sie zu den 15-25% Menschen gehören, die man als „hochsensibel“ bezeichnen würde. Erstmals wurde der Begriff „Hochsensibilität“ 1997 von der amerikanischen Psychologin Elaine Aron beschrieben. Dabei handelt es sich nicht um Leute, die psychisch labil sind oder sich alles zu sehr zu Herzen nehmen, sondern es wird bei der Hochsensibilität eher von einer starken genetischen Komponente ausgegangen. Man wird also schon so geboren, mit einer sehr feinen Wahrnehmungsfähigkeit.
Nun kommt es natürlich schon sehr darauf an, wie das Umfeld ausschaut, in dem man aufwächst. Werde ich mit meiner Hypersensitivität angenommen und wird darauf Rücksicht genommen? Schon sehr kleine Babys, die hypersensibel sind, zeigen die Überreizung z.B. oft deutlich durch vermehrtes Schreien oder auch eine verstärkte Darmtätigkeit (Blähungen) an. Hier ist es ganz wichtig, dass die Eltern für ausreichend Ruhe, Schlaf und Rückzugsmöglichkeiten sorgen. Bei manchen hypersensiblen Babys hilft hier zum Beispiel auch das enge Wickeln („Pucken“).
Im Verlauf der Entwicklung ist es wichtig, dass ein hypersensibler Mensch dies für sich erkennt und sich selbst damit akzeptiert und in seinem Lebensrhythmus sowie Lebensstil, auch bei der Berufs- und Jobwahl etc., darauf Rücksicht nimmt. Hier können zum Beispiel Kenntnisse der ayurvedischen Medizin-Lehre eine große Hilfe sein, denn viele hypersensible Menschen haben ein erhöhtes Vata-Dosha. Mit gezielten Maßnahmen zur Vata-Senkung kann einer hypersensiblen Person im Alltag stark geholfen werden. Wichtig zu erwähnen sind hierbei Regelmäßigkeit, ausreichend Schlaf und Wärme, z.B. warme Mahlzeiten.
Gelingt es einem hypersensiblen Menschen die Besonderheiten in sein Leben zu integrieren, dann profitiert nicht nur er selbst von den positiven und wunderbaren Eigenschaften, wie z.B. Feinfühligkeit und Kreativität, sondern auch sein Umfeld ganz erheblich.
Ihre Dr. med. Katja Aschenbrenner